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Chinas Version von „A Beautiful Mind“ – Die Lebensgeschichte eines genialen Übersetzers aus Hangzhou

cri2022-01-26 08:00:00
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Jin Xiaoyu wurde 1972 in einer Intellektuellenfamilie in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang, geboren. Mit sechs Jahren wurde sein linkes Auge durch eine Spielzeugpistole verletzt und er verlor sein Sehvermögen auf diesem Auge. Er brach die Mittelschule ab und wurde kurze Zeit später mit bipolarer Störung diagnostiziert. Seine Eltern mussten allmählich die Realität akzeptieren, dass ihr Sohn nicht wie seine Altersgenossen in die Schule gehen, arbeiten oder heiraten würde. Viel wichtiger war ihnen aber, dass ihr Sohn noch am Leben war. Es war das große Interesse an Fremdsprachen, das das Leben von Jin Xiaoyu erhellte. Jin hat durchs Selbststudium Englisch, Deutsch und Japanisch erlernt und fast alle fremdsprachigen Romane in der Provinzbibliothek gelesen. Um eine Fremdsprache gut zu beherrschen, müsse man mindestens 20 Romane in dieser Sprache lesen, verrät Jin sein Geheimnis beim Sprachenlernen.

Durch eine Bekannte seiner Mutter erhielt Jin Xiaoyu die Gelegenheit, fremdsprachige Romane zu übersetzen. In den vergangenen zehn Jahren hat er 22 Romane mit fast sieben Millionen Wörtern aus dem Englischen, Deutschen und Japanischen ins Chinesische übersetzt. Seine Übersetzungen haben bei den Lesern großen Zuspruch gefunden.

Jin Xiaoyu hat keine Freunde. Sein Vater ist sein engster Freund und hilft ihm bei der Verbindung mit der Außenwelt, der Versorgung mit Nachschlagewerken sowie beim Korrekturlesen und Drucken.

Jin Xiaoyu arbeitet derzeit an einer Übersetzung des Buches „Das Passagen-Werk“ von dem deutschen Schriftsteller und Philosophen Walter Benjamin. Er ist inzwischen mit einem Drittel des 1.200-seitigen Buches fertig. Er wolle das Buch noch vor dem 88. Geburtstag seines Vaters fertig übersetzen, so Jin Xiaoyu. Dann werde er eine Pause vom Übersetzen machen und durchs Selbststudium Spanisch lernen.

Jins Mutter starb vor kurzem an Alzheimer. Damit begann ein Leben zu zweit. Sein Vater übernimmt das Kochen und er arbeitet täglich hart am Übersetzen. Sein Vater erklärt: „Ich hoffe sehr, dass mein Sohn gesund wird. Ich bin jetzt alt und hoffe, dass mein Sohn später in ein Pflegeheim einziehen kann. Wir wollen uns jetzt noch nicht trennen, sonst sind wir beide einsam.“

Der sehbehinderte und psychisch beeinträchtigte Jin Xiaoyu erhält seit Jahren Zuschüsse der Regierung für Behinderte und Menschen in finanziellen Schwierigkeiten. Der Behindertenverband der Stadt Hangzhou hat vor, Vorkehrungen für das Leben von Jin Xiaoyu und seinen Vater zu treffen, wenn sein Vater älter wird und sich dann nicht mehr um ihn kümmern kann. Ein Vertreter des städtischen Behindertenverbands sagt: „Wir werden Jin Xiaoyu dabei helfen, ein Bett in dem im Bau befindlichen Pflegezentrum in Beijingyuan zu beantragen, um ihm bessere Arbeitsbedingungen zu bieten.“

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