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Rettung gefährdeter Sprachen in China: Ein Wettlauf gegen die Zeit

cri2022-06-10 08:00:00
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Der Ausdruck „gefährdete Sprache“ ist für viele ein fremder Begriff. Statistiken der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) zufolge sind aber rund 40 Prozent der 6.700 Sprachen weltweit vom Aussterben bedroht. Durchschnittlich geht alle zwei Wochen eine Sprache verloren. Untersuchungen zufolge werden 25 der insgesamt 130 Sprachen in China von kaum 1.000 Menschen gesprochen. Einige Sprachen haben lediglich ein Dutzend oder nur ein paar vereinzelte Sprecher. In den 1990er-Jahren haben chinesische Sprachwissenschaftler begonnen, die gefährdeten Sprachen zu retten.

„Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit“, erklärt Cao Zhiyun, Chefexperte des nationalen Projekts für Sprachenschutz.

Und bei einigen Sprachen wurde dieser Wettlauf bereits verloren. Für Wang Lining, Wissenschaftlerin am Sprachschutz- und Forschungszentrum an der Universität für Sprache und Kultur Beijing, ist es zum Beispiel ein ewiges Bedauern, dass die Sprache der Mulao verloren gegangen ist. Im August 2000 wurde eine Feldforschung über die Sprachen der ethnischen Minderheiten Chinas betrieben. Die 87-jährige Wen Guoying war die einzige Angehörige der Mulao, die die Sprache ihrer Ethnie noch sprechen konnte. Als die Sprachwissenschaftler sie 2015 erneut besuchen wollten, fehlte aber jede Spur von der alten Dame. „Ich bedauere es wirklich sehr“, sagt Wang Lining, die sich gezwungen sah, ihre Feldforschung aufzugeben, als sie niemanden mehr finden konnte, der die Sprache der Mulao sprach.

Ähnlich wie die Sprache der Mulao gibt es weltweit viele Sprachen, die bereits verloren gegangen sind. China ist ein Land mit vielen Ethnien, Sprachen, Dialekten und Schriften. Mit über 130 Sprachen und zehn großen Dialekten gehört China zu den Ländern mit einem großen Reichtum an Sprachen. Im Prozess der Globalisierung und Modernisierung stehen einige Sprachen, Dialekte und Kulturen aber vor nie dagewesenen Herausforderungen.

Im Mai 2015 haben das chinesische Bildungsministerium und das staatliche Komitee für Sprachen daher das Sprachenschutzprojekt in Gang gesetzt. Landesweit wurden Sprachenuntersuchungen durchgeführt, Sprachdaten archiviert und Sprachenausstellungen veranstaltet. Die wichtigste Aufgabe des Sprachenschutzprojekts besteht darin, den Klang der gefährdeten Sprachen aufzuzeichnen. Dabei hat jede Sprache einen einzigartigen QR-Code. Scannt man den Code, kann man eine Audio- und Videodatei der Sprache abrufen. Wang Lining sagt: „Mit dem Schutz gefährdeter Sprachen wollen wir die Geschichte erklingen lassen, damit die kommenden Generationen unsere Stimme noch hören können.“

Cao Zhiyun zufolge treten chinesische Sprachwissenschaftler im Rahmen des Sprachenschutzprojekts Reisen in verschiedene Landesteile an, um Feldforschung zu betreiben sowie Audio- und Videomaterialien und mündliche Überlieferungen für die chinesische Sprachenbibliothek zu sammeln. Dank ihren Bemühungen hätten einige Sprachen und Dialekte, die zuvor nie aufgezeichnet worden seien, nun ihren Klang hinterlassen, bevor sie aussterben könnten, so Cao Zhiyun.

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